Afrikas Tierwelt Matira Magazin

Ungleiche Partner

Zwergmangusten sind scheue, kleine Räuber, die in trockenwarmen Regionen Ostafrikas vorkommen. Die Verbände sind oft von verschiedenen Tokos begleitet. Das ist kein Zufall: Sie bilden mit diesen Vögeln eine partnerschaftliche Gemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen – Mutualismus genannt. Was geht da vor?

Gelbschnabeltoko und Zwergmanguste

Ungleiche Partner – Zwergmangusten und Tokos

Reinhard Radkes Kolumne zur afrikanischen Tierwelt

Zwergmangusten gehören zu der Familie der Mangusten, die mit Abstand die zahlreichsten Individuenzahlen aller afrikanischen Raubtiere haben. Man schätzt, dass alleine in der Serengeti etwa 160 000 Mangusten vorkommen (drei Arten), die so manches Insekt verspeisen und damit einen enorm wichtigen ökologischen Einfluss haben. Das typische Habitat von Zwergmangusten sind aber nicht Grasländer, sondern die eher trockenen Regionen im östlichen Afrika, wie beispielweise das Samburu Reservat oder der Tsavo Nationalpark.

Zwergmangusten
Enge Verwandtschaft: Eine Gruppe von Zwergmangusten drängt sich um eine „Anschlagstafel“, einen regelmäßig von der Gruppe aufgesuchten Markierplatz. Drüsensekrete geben den Tieren erstaunlich genaue Informationen: Frische Marken verraten auf wenige Minuten genau, wer wann hier markierte.
Markierende Zwergmangusten
Akrobatisch: Im Handstand markiert ein Männchen mit seiner Analdrüse einen Zweig in Bodennähe. Jede Großfamilie markiert ihr Revier regelmäßig an wichtigen Geländestellen. Fremde Gruppen werden auf diese Weise über die „Hausherren“ informiert, aber auch die Mitglieder der Familien können gar nicht genug von dem Geruch kriegen. Er vermittelt allen den „Gemeinschaftsduft“ des eigenen Verbandes.

Zwergmangusten leben in großen Familiengruppen von an die 20 Tieren, in denen sich nur das dominante Paar fortpflanzt. Jede Familiengruppe hat ein Revier von mehreren Hektar, das aufwändig an bestimmten Stellen markiert und eifersüchtig gegen Eindringlinge verteidigt wird.

Zwergmangusten
Aufmerksame Wächter: Zwergmangusten leben oft in unübersichtlichem Gelände (hier im Samburu Nationalreservat in Zentralkenia). Als kleine Tiere müssen sie auf viele Raubfeinde achten; junge Männchen wechseln sich deshalb am Rande der Gruppe ab, um sorgfältig die Umgebung zu beobachten.

Die kleinen Tiere haben ein großes Problem: Sie sind Jäger und Gejagte zugleich, ihr Bestand wird eher von Raubfeinden als vom Nahrungsangebot reguliert. Junge Männchen sind deshalb einen großen Teil ihrer Zeit damit beschäftigt, am Rand der Gruppe „Wache zu schieben“.

Grauflügelhabicht
Todfeind: Ein Heller Grauflügelhabicht hat einen kleinen Säuger geschlagen. Diese Greife sind besonders gefährliche Raubfeinde der Zwergmangusten, weil sie sehr wendig sind und überraschend auftauchen können.
Rotschnabeltoko
Mühsam: Ein Rotschnabeltoko durchsiebt die Bodenstreu nach Insekten. Tokos sind sehr aufmerksam und achten ständig auf jede Flugbewegung.

Da mutet es schon ziemlich clever an, wenn man sich ein paar „Bodyguards“ hält: Tatsächlich leben im Trockenbusch der heißen Halbwüsten fast alle Gruppen in Gemeinschaft mit Tokos, kleinen Nashornvögel. Die sammeln normalerweise Insekten im Unterholz oder aus der Bodenkrume. Viel leichter fällt ihnen das, wenn sie sich den eifrig herum wuselnden, ständig scharrenden kleinen Raubtieren anschließen – da fällt immer einiges ab.

Toko und Mangusten
Wachhund: Ein Decken-Toko hat sich einer Zwergmangusten-Gruppe angeschlossen und stibitzt das eine oder andere aufgescheuchte Insekt. Doch er gibt auch etwas zurück: Wachsamkeit gegenüber Raubfeinden aus der Luft!

Insekten werden aufgescheucht und sind dann für die Tokos leicht zu erwischen. Und so manches Mal führt ein schneller Schnabelhieb eine gerade ausgegrabene leckere Larve einer anderen Verwendung zu, als sie der Gräber im Sinn hatte.

Toko und Manguste
Aufpasser: Unter dem wachsamen Augen des Gelbschnabeltokos kramt die junge Zwergmanguste ungestört nach Käfern und Larven. Der große Schnabel schnappt so manchen Happen weg, aber trotzdem profitieren beide Arten von diesem Mutualismus.

Doch darüber können die Mangusten generös hinwegsehen: Die verschiedenen Toko-Arten sind nämlich äußerst scharfäugig und erspähen so gut wie jeden Greif, der sich nähert. Ihr Fluchtsignal lässt die kleinen Räuber blitzschnell in dem nächsten Termitenhügel verschwinden. Eine echte „Win-win-Situation“, in der Ökologie auch als Mutualismus bezeichnet.

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