Im Zwielicht: Tüpfelhyänen haben keinen guten Ruf und noch immer wird ihnen unterstellt, sie seien „feige Aasfresser“. Doch schon seit Hans Kruuks Untersuchungen in den späten Sechzigern des letzten Jahrhunderts ist klar: Sie verschmähen zwar keine Reste, doch sie sind auch hervorragende Jäger, erfolgreicher als Löwen.
Reinhard Radkes Kolumne zur afrikanischen Tierwelt
Von vielen Menschen werden Hyänen (in diesem Aufsatz sind damit immer Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) gemeint) als eher unansehnlich wahrgenommen. Und wenn man sie dann noch am späten Morgen kichernd und jaulend um ein totes Tier versammelt sieht, ist für die meisten das Bild komplett: Aasfresser, die sich um die Reste der Beute Anderer schlagen. Diese Vermischung von einseitiger Wahrnehmung und Bestätigung von Vorurteilen scheint unausrottbar. Dabei ist spätestens seit den Arbeiten von Hans Kruuk Ende der Sechziger klar, dass Tüpfelhyänen sehr erfolgreiche und effektive Jäger sind. Oft genug sind es Löwen, die ihnen die Beute stehlen und nicht, wie meist kolportiert, die Hyänen, die den verklärten Katzen etwas entwenden…
Tüpfelhyänen haben ein sehr komplexes Sozialsystem, das ich an dieser Stelle bei anderer Gelegenheit aufgreifen werde. Bleiben wir hier zunächst bei ihren jägerischen Fähigkeiten. Die Taktik bei der Jagd von Tüpfelhyänen könnte nicht einfacher sein: Sie schlendern offen auf die in Aussicht genommenen Beutetiere zu – und werden dabei verblüffend dicht herangelassen! Nur Tiere mit Jungen halten wohlweislich größeren Abstand. Aus kurzer Distanz machen Hyänen – die oft alleine oder mit nur einem Partner jagen – einen Ausfall und bringen die potenziellen Opfer zum Laufen. Das kann eine ganze Weile so hin und her gehen, bis die Jäger aufgeben und weiterziehen, oder ein Tier entdecken, dass bei den Testläufen eine Schwäche zeigt. Dieses Ziel wird dann entschlossen verfolgt und über bis zu fünf Kilometer niedergehetzt.
Hyänen haben im Verhältnis zu ihrer Körpergröße das größte Herz aller afrikanischen Raubtiere. Sie sind damit viel ausdauernder als beispielsweise Löwen oder Geparde – aber eben auch ausdauernder als praktisch alle(!) Huftiere. Wenn sie sich einmal für eine intensive Verfolgung entschieden haben, wird es eng für das ausgewählte Opfer: Der Jagderfolg von Tüpfelhyänen liegt bei 30 bis 40 % und damit höher als bei Löwen.
Grundsätzlich machen die Jäger es sich natürlich so leicht wie möglich und wählen vor allem junge oder schwache Tiere aus. Wenn Beute aber knapp ist, können Hyänen durchaus auch ausgewachsene Büffel angreifen (ich sah einmal rund 20 Hyänen, die sich auf einen Büffel stürzten, der von sechs Löwinnen gestellt worden war). Die meisten Jagden finden in den kühlen Stunden statt, also nachts oder am frühen Morgen, bzw. späten Abend. Das ist bei der äußerst anstrengenden Jagdweise auch zu erwarten. Aber die Getüpfelten sind völlig unberechenbar: Einmal beobachtete ich eine Hyäne, die sich mittags, bei strahlendem Sonnenschein und entsprechender Temperatur, an die Fersen einer Thomson-Gazelle geheftet hatte. Die Gazelle wirkte völlig gesund und es war nicht klar, was als Auslöser für die energische Jagd gewirkt hatte. Die Verfolgung endete erst nach mindestens drei Minuten (den Beginn konnte ich nicht sehen).
Da Hyänen keinen Tötungsbiss haben, und ihre zum ausdauernden Laufen geformten schlanken Beine mit den stumpfen Krallen die Beute nicht niederhalten können (wie bei den großen Katzen), ist das Töten der Beute schauerlich anzusehen. Dies trägt sicher auch nicht dazu bei, ihnen Sympathien einzutragen. Sie reißen dem Opfer die Weichteile auf, was zum Verbluten führt. Die Opfer wirken nach minutenlangem Lauf meist sehr erschöpft und eigenartig teilnahmslos, sie stehen sicher unter Schock. Wenn mehrere Hyänen dazu kommen, ist die Beute meist in wenigen Minuten tot.
Tüpfelhyänen jagen manchmal in Gruppen. Oft ist es aber ein Einzeltier, das sich ein Opfer sucht, wobei sich später weitere Jäger anschließen können. Wenn wenig Beute in der Gegend ist, kommt es aber regelmäßig vor, dass sich abends von vorneherein Jagdgruppen bilden, die dann große Tiere wie Zebras jagen, oder versuchen, Kälber aus Büffelherden zu isolieren. Tatsächlich bilden Büffelkälber in Maasai Mara einen großen Teil der Hyänenbeute, wenn die Gnuherden nicht im Reservat sind.
Alles andere als feige: Tüpfelhyänen
Reinhard Radkes Kolumne zur afrikanischen Tierwelt
Von vielen Menschen werden Hyänen (in diesem Aufsatz sind damit immer Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) gemeint) als eher unansehnlich wahrgenommen. Und wenn man sie dann noch am späten Morgen kichernd und jaulend um ein totes Tier versammelt sieht, ist für die meisten das Bild komplett: Aasfresser, die sich um die Reste der Beute Anderer schlagen. Diese Vermischung von einseitiger Wahrnehmung und Bestätigung von Vorurteilen scheint unausrottbar. Dabei ist spätestens seit den Arbeiten von Hans Kruuk Ende der Sechziger klar, dass Tüpfelhyänen sehr erfolgreiche und effektive Jäger sind. Oft genug sind es Löwen, die ihnen die Beute stehlen und nicht, wie meist kolportiert, die Hyänen, die den verklärten Katzen etwas entwenden…
Tüpfelhyänen haben ein sehr komplexes Sozialsystem, das ich an dieser Stelle bei anderer Gelegenheit aufgreifen werde. Bleiben wir hier zunächst bei ihren jägerischen Fähigkeiten. Die Taktik bei der Jagd von Tüpfelhyänen könnte nicht einfacher sein: Sie schlendern offen auf die in Aussicht genommenen Beutetiere zu – und werden dabei verblüffend dicht herangelassen! Nur Tiere mit Jungen halten wohlweislich größeren Abstand. Aus kurzer Distanz machen Hyänen – die oft alleine oder mit nur einem Partner jagen – einen Ausfall und bringen die potenziellen Opfer zum Laufen. Das kann eine ganze Weile so hin und her gehen, bis die Jäger aufgeben und weiterziehen, oder ein Tier entdecken, dass bei den Testläufen eine Schwäche zeigt. Dieses Ziel wird dann entschlossen verfolgt und über bis zu fünf Kilometer niedergehetzt.
Hyänen haben im Verhältnis zu ihrer Körpergröße das größte Herz aller afrikanischen Raubtiere. Sie sind damit viel ausdauernder als beispielsweise Löwen oder Geparde – aber eben auch ausdauernder als praktisch alle(!) Huftiere. Wenn sie sich einmal für eine intensive Verfolgung entschieden haben, wird es eng für das ausgewählte Opfer: Der Jagderfolg von Tüpfelhyänen liegt bei 30 bis 40 % und damit höher als bei Löwen.
Grundsätzlich machen die Jäger es sich natürlich so leicht wie möglich und wählen vor allem junge oder schwache Tiere aus. Wenn Beute aber knapp ist, können Hyänen durchaus auch ausgewachsene Büffel angreifen (ich sah einmal rund 20 Hyänen, die sich auf einen Büffel stürzten, der von sechs Löwinnen gestellt worden war). Die meisten Jagden finden in den kühlen Stunden statt, also nachts oder am frühen Morgen, bzw. späten Abend. Das ist bei der äußerst anstrengenden Jagdweise auch zu erwarten. Aber die Getüpfelten sind völlig unberechenbar: Einmal beobachtete ich eine Hyäne, die sich mittags, bei strahlendem Sonnenschein und entsprechender Temperatur, an die Fersen einer Thomson-Gazelle geheftet hatte. Die Gazelle wirkte völlig gesund und es war nicht klar, was als Auslöser für die energische Jagd gewirkt hatte. Die Verfolgung endete erst nach mindestens drei Minuten (den Beginn konnte ich nicht sehen).
Da Hyänen keinen Tötungsbiss haben, und ihre zum ausdauernden Laufen geformten schlanken Beine mit den stumpfen Krallen die Beute nicht niederhalten können (wie bei den großen Katzen), ist das Töten der Beute schauerlich anzusehen. Dies trägt sicher auch nicht dazu bei, ihnen Sympathien einzutragen. Sie reißen dem Opfer die Weichteile auf, was zum Verbluten führt. Die Opfer wirken nach minutenlangem Lauf meist sehr erschöpft und eigenartig teilnahmslos, sie stehen sicher unter Schock. Wenn mehrere Hyänen dazu kommen, ist die Beute meist in wenigen Minuten tot.
Tüpfelhyänen jagen manchmal in Gruppen. Oft ist es aber ein Einzeltier, das sich ein Opfer sucht, wobei sich später weitere Jäger anschließen können. Wenn wenig Beute in der Gegend ist, kommt es aber regelmäßig vor, dass sich abends von vorneherein Jagdgruppen bilden, die dann große Tiere wie Zebras jagen, oder versuchen, Kälber aus Büffelherden zu isolieren. Tatsächlich bilden Büffelkälber in Maasai Mara einen großen Teil der Hyänenbeute, wenn die Gnuherden nicht im Reservat sind.
Mehr zum Thema Studytours und Buchung